Ihre Inspiration beziehen Rumiak und Myokoin aus Technologie und Wissenschaft, insbesondere aus den sich in den letzten Jahren schnell entwickelnden biologischen Fächern. Doch vor allem interessieren sie die sich im Kontext der Interpretation von Daten herausbildenden kulturellen Phänomene – jede Art von Manipulation, Verschwörungstheorien, mystische Narration und politische Propaganda. Wichtig für die Künstler sind auch die kulturellen Unterschiede in der Beschreibung der sich verändernden Welt, vor allem zwischen dem Osten und Westen. Die Ausstellung kreist um das japanische Zen-Denken, dass in jüngster Zeit im Zusammenhang mit dem wachsenden ökologischen Bewusstsein, der Abkehr vom Anthropozentrismus oder dem so genannten neuen Animismus Beachtung findet.
Der Ausstellungstitel „Die Kartoffel im Zen-Garten“ verweist auf mehrere Dinge. Der Zen-Garten ist als meditativer Raum eine Manifestation komplexer geistiger Bedürfnisse. Die im 16. Jahrhundert aus Peru ins christliche Europa eingeführte Kartoffel markiert scheinbar den entgegengesetzten Pol. Die Kartoffel war anfangs umstritten, weil sie nicht zur Gruppe der Samengewächse gehörte, die den Menschen laut Bibel von Gott zur Speise gegeben worden waren (Genesis 1:29-30). In Deutschland betrachtete man sie als Schweinefutter und in Frankreich wurde ihr Anbau im 18. Jahrhundert sogar vom Parlament verboten, weil man überzeugt war, sie rufe Lepra hervor. Rehabilitiert und populär wurde die Kartoffel erst, als man sie zur Bekämpfung des Hungers in den untersten Schichten einsetzte.
Ganz offensichtlich begegnen sich hier zwei Kulturen. Die Kartoffel ist Teil der Geschichte und Kultur des so genannten Westens. Der Zen-Garten gehört zu Japan, zum Osten. Die Beschreibung der Welt aus der Perspektive der kulturellen Differenz ist eine zentrale Prämisse des polnisch-japanischen Künstlerduos. Die Kartoffel im Zen-Garten kann als Fremdkörper verstanden werden, als Zen-Mutation an der Schnittstelle der Kulturen. Inspirationsquelle ist hier auch das Verständnis von Zen, das über Daisetz Teitaro Suzuki und John Cage in die westliche Kultur Eingang fand und die dynamische Entwicklung der Avantgardekunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mitprägte.